TREFFEN DER MUSIKER MIT ALTEN INSTRUMENTEN URKUT 2015

Alte Instrumente, alte Musiker, viel Freude
XIII. Treffen der Musiker mit alten Instrumenten / 8-10. Mai 2015 in Urkut
Musikalität, gefühlsreiche Interpretation und Riesenfreude am Musikmachen
21 Musikanten aus dem ganzen Land, die ein besonderes, fast schon in Vergessenheit geratenes Instrument spielen, trafen sich zu einer gemeinsamen Probe der außergewöhnlichen Art. Neben drei Mundharmonikaspielern betrat eine stattliche Anzahl von Knopfharmonikaspielern gemeinsam die Bühne. Sie hatten nie vorher zusammen geübt und kannten sich auch meist nicht, trotzdem verstanden sie sich von Anfang an gut, denn eins verbindet sie: die Liebe zu den ungarndeutschen Klängen und zu alten Instrumenten. Kopfharmonika zu spielen ist eine seltene Kunst geworden in Ungarn. Manche spielen nach Noten, manche ohne, manche in Dur,- manche in Moll, aber an diesem Tag war alles erlaubt und die Freude am Spielen stand den Musikanten ins Gesicht geschrieben. Zwar waren die Musiker aus dem ganzen Land gekommen, doch gab es Stücke, die alle beherrschten. So stand einem gemeinsamen Auftritt fast nichts mehr im Wege. Fast, muss man sagen, denn so wertvoll alte Instrumente sind, ist es doch nicht leicht, sie aufeinander abzustimmen.

Wenn Jugendliche sich für das Akkordeon interessieren, dann nur für das Akkordeon, aus dem einfachen Grund, weil sowohl Instrumente als auch Lehrer für den Knopfharmonikaun­terricht fehlen..
Die Musiker (aus 15 Gemeinden vom ganzen Land) trafen sich Freitag in Ajke, in der Viktoria-Pension zum 13. „Treffen der Musiker mit alten Instrumenten“ zusammen.
Nach der Begrüßung durch den Ehrenvorsitzenden des Landesrates Franz Heilig (im Namen des Vorsitzenden des Landesrates, László Kreisz) wurde auch der verstorbenen Mitglieder gedacht. Vor den Bildern der von uns Gegangen, aber in unseren Herzen Gebliebenen, wurden Kerzen entzündet und der Vorsitzende Franz Heilig gedachte mit kurzen Worten ihrer Tätigkeit innerhalb des Landesrates, ihres Wirkens und der Verdienste für die ungarndeutsche Musikkultur. Bereits 11 Musiker sind schon von uns gegangen (Josef Piedl/Nana; Thomas Wieszt/Tscholnok; Johann Mosolygó/Tscholnok; Lorenz Reichardt/Totwaschon; Stefan Freund/Herend; Martin Rittlinger/Boschok; Franz Wiedner/Haiesch; Franz Schultheisz/Nimmesch; Irma Heffner-Kovács/Waschkut; Theresia Starcz/Wudigeß; Schneider Franz/Tarian).

Was ist das Treffen der Musiker mit alten Instrumenten?

Bereits beim ersten Landestreffen von Musikanten mit alten Instrumenten in Waschludt hat sich bewahrheitet, dass die ausgezeichnete Idee des erfahrenen Tscholnoker Musikpädagogen Johann Fódi reichlich Früchte trägt: nämlich eine Möglichkeit zu bieten, um heute nur selten hörbare Instrumente und deren Musiker wieder - auch für die Jugend - populär bzw. bekannt zu machen. Dabei dachte man auch daran, diesen reichen Musikschatz, der vor allem durch Gehör weitergegeben wird, auf CD-s festzuhalten, später auch zu notieren, zu bearbeiten, künftig auch in den Unterricht hineinzubringen. Darauf folgten immer wieder Musiker aus dem ganzen Land (diesmal aus 15 Gemeinden) die noch alte Melodien und die alte Spieltechnik beherrschen. Sie möchten damit auch die  Lust der Jugend zu alten Instrumenten erwecken und auch auf ihnen spielen zu können.
Der Programm dieses Treffens war folgender: Ankunft am Freitag, Probe Fr/Sa Vormittag; Gala am Samstagabend; anschließend am Sonntag deutschsprachige Heilige Messe, wo die musikalische Begleitung mit Harmonika geleistet wird.
Das Galaprogramm in der vollgefüllten Sporthalle in Urkut begann um 18 Uhr mit den beiden Hymnen.  Grußworte von Úrkút sprachen Frau Bürgermeisterin Fülöp Zoltánné, sowie Franziska Kardos, Vizevorsitzende der DNSV Úrkút. Der Frauenchor, sowie die Tanzgruppe von Úrkút führten als Begrüßung das Programm ein. Daran begrüßte der Organisator und Moderator Franz Heilig die anwesenden Ehrengäste, darunter  Kornelia Wágenhoffer, RB-Leiterin, Stefan Csekényi, Bürgermeister von Waschludt, sowie die Vertreter der DSVen der umliegenden Gemeinden, die Vertreter der Medien ( Manfred Mayrhofer, Chefredakteur des LandesratForums und Pressereferent des Weltdachverbandes, Székely Attila, Archivar des Landesrates sowie Várbiró Tamás, Úrkút TV), alle teilnehmende Musiker, sowie alle Anwesende.
Aus der kurzen Vorstellung der Musikanten (Wache, Koller, Trunk, Győri, Herczegfalvi, Ehepaar Schlichter, Vater und Sohn Reichart, Magasházi, Böhm, Steinmann, Czehmann, Mehringer, Schlecht, Harsányi, Kubalek und die Hajoscher Szettele, Huber und Schön) ging hervor, dass die meisten schon in ihrer Kindheit mit dem Instrumentalspiel vertraut wurden, oft durch den Vater oder Großvater, der diese Kunst weitergab. Anschließend zeigten sie ihr Können in drei-, vierköpfigen Gruppen (je nach  Stimmung der Knopf- und Mundharmonikas) und gaben auch im Solo bekannte und selten gespielte Melodien zum Besten. Eine Augenweide waren die „OMAS“ in ihren farbenprächtigen Gewändern.

 

Im überfüllten Veranstaltungssaal wurde uns nun folgendes Programm geboten.

 

Nach dem Auftritt des Urkuter Frauenchores und der Ungarndeutschen Tanzgruppe wurden nun dir Knopfharmonikaspieler Josef Mehringer (Raab), Josef Schlecht (Jaka), János Kubalek (Tokod) und László Harsányi (Kaposvár) auf die Bühne gerufen. Gemeinsam spielten sie nun (in der Vertonung: B/Es/As) „Rund ist die Kugel“, „Heimat“ Walzer, „Aus dem Berg, da fließt das Wasser“ Marsch und  „Lebe wohl, lebe wohl“ ein Abschiedslied.

Darauf folgte der Soloauftritt jedes einzelnen Musikers. 
Josef Schlecht (Jaka): „Das der Wald so dunkel ist“, „Wenn ich mal sterb (Walzer)“, „Steig ich auf den Feigenbaum – Marsch“. László Harsányi (Kaposvár): „Meine Liebe zu dir führt -  Walzer“ und „Sei zufrieden“. Josef Mehringer (Raab): „Zwei rote Rosen – Walzer“, „Schlagfertig – Marsch und János Kubalek: „Schön Walzer“ und einen Marsch.
Der nächste Programmpunkt waren die „OMAS“. Allein die Ansage führte zu einem Applaus, den man ansonsten erst hinterher erwartet hätte.
„Die Omas“  - Elisabeth Koller aus Boschok; Anna Trunk; Luise Győri aus Schomberg, Hajnalka Herczegfalvi aus Kleinturwall und Márta Schlichter aus Kaposvár. Begleitet wurden sie von Georg Schlichter – Mundharmonika und Franz Heilig auf seiner Ziehharmonika.
Wir hörten nun ein Lied, allen Müttern gewidmet „Im Wiesenthal ein Häuschen steht“, „Lustig ist das Rentnerleben“ (eine Dichtung von Elisabeth Koller – nach einer bekannten Melodie gesungen) und „Wenn' die Sonne scheint, Annemarie“. Tosender Beifall war den Künstlern sicher.
Die Knopfharmonikaspieler übernahmen nun das Kommando. In der Stimmung A/D/G spielten Johann Magasházi (Marka) „Gehen wir zum Brünnelein - Bei der Mühle, dort am Wildfang“, Thomas Böhm (Mohatsch) den „Schnee-Walzer“ und einen  Marsch sowie Margit Wache (Kumlau) „Der alte Jäger“ ein Walzer sowie eine  Polka.
Auf seiner Mundharmonika spielte uns nun Georg Schlichter (Kaposvár) „Als ich dich zum ersten Mal erblickte“, „Wie soll ich das Mädchen nennen“ sowie ein „Knuspriges“ Potpourri.
Nun betraten Vater und Sohn die Bühne. Franz und Franz Reichardt aus Budapest sangen zweistimmig und spielten uns die Lieder „Nach meiner Heimat“, „Tirol, Tirol, Tirol, du bist mein Heimatland“ und „Steig ich den Berg hinauf“. Der Senior spilete auf seiner Knopfharmonika und der Junior auf der Gitarre.
Wilhelm Steinmann aus Taath hatte als Begleitung zu seinem Gesang die Mandoline mitgebracht und wir hörten „Das menschliche Leben“ und „Wie lustig“. Auf seiner Mundharmonika spielte die bekannten Melodien „Schau, schau wie's rengt“, „Dort drunt, an der Donau“, „Wenn die Schwalben heimwärts ziehen“ und „Eines Tages in der Dämmerstunde“.
Der nächste Auftritt entführte uns in die Alpen. Franz Reichardt jun. jodelte nun für uns aus voller Kehle und zwar „Einen Jodler hör ich gern“, „Mein Vater ist ein Appenzeller;“, „Tiroler Bavour“ und „Grüß euch Gott, liebe Leut!“.
Darauf wieder die Knopfharmonikaspieler in der Vertonung C/F. Die Musiker Franz Reichardt sen. (Budapest), Thomas Böhm (Mohatsch), Margit Wache (Kumlau) und Stefan Czehmann (Nadasch) spielten gemeinsam „Waldeslust“ und „Nun ade, du mein schön Heimatland“. Darauf Franz Reichardt (solo) „Ich geh so gern spazieren“, „Steh ich vor ein Fensterlein“, einen „Brauttanz“ und den Marsch „Schätze von Orient“.
Stefan Czehmann (Nadasch) spielte ebenfalls solo ein Walzer-Potpourri, „Emelin“ und die „Frohe Herzen – Polka“.
Anschließend daran trat die landesweit bekannte und beliebte Mundharmonika-Künstlerin und „Ki mi tud“ Preisträgerin Margit Wache mit einem „Walzer Potpourri“, „Wens mei lichter“ und „Es war einmal in schöner Maienzeit“ auf.

Der letzte Höhepunkt der an Höhepunkten nicht armen Veranstaltung waren die Knopfharmonikaspieler aus Hajesch (Vertonung G). Die Musiker Josef Szettele, Stefan Huber, Franz Schön spielten zu Beginn ihres Programmblockes gemeinsam „Haiescher Zeppl-Polka“. Solo spielte dann Stefan Huber den „Escher“-Tanz, Josef Szettele den „Advokaten-Marsch“, nochmals Stefan Huber „Drunten im Tale“ – Marsch und Franz Schön die Polka „Köhler-Lieserl“. Der Abschluss dieses wunderbaren Programmpunktes fand wieder mit einem gemeinsamen Spiel von „Schweizer Maderl - Escher - Tanz)“ statt. Nicht endender Applaus war der Dank an alle auftretenden Musiker.
Bevor man zum traditionelle letzten Programmpunkt – dem gemeinsamen Singen mit dem Publikum (die Liedtexte wurden aufgelegt) gab es noch die Dankesworte durch den Chefredakteur des LandesratForums Manfred Mayrhofer an die Gastgeber Bm. Aniko Fülöp, Vizevorsitzende der DNSV Franziska Kardos, ein Gruß an den erkrankten Vorsitzenden Josef Pichler, an den Chor (Leiterin Katalin Feher), an die Tanzgruppe unter Angela Rankl und an Franz Heilig dem der Landesrat das neue Liederbuch aus Hajosch und eine geistige Stärkung überreichte. Nicht vergessen wurde auch der Dank an die Sponsoren EMMI; NKA; LdU; BMI; Gemeinde und DSV Úrkút; Landesrat) ohne deren Einsatz diese  Veranstaltung nicht durchgeführt werden konnte.
Beim gemeinsamen Singen, das Publikum hat kräftig mitgesungen, hörten wir die Lieder „Donauschwaben werden wir genannt“, „ Heimat, o Heimat“,  „Im Garten steht eine Bank“ und „Wahre Freundschaft“ wurde wieder die Gemeinsamkeit der Ungarndeutschen deutlich. Franz Heilig auf seiner Ziehharmonika gab nochmals sein Beste, bevor es für die Teilnehmer zum anschließend Abendessen ins Urkuter Gemeinschaftshaus ging, wo dann auch ein  lustiges Beisammensein mit Musik, Gesang und Tanz stattfand, bei dem sich alle Musiker, Begleiter, Mitglieder des Frauenchores und der Tanzgruppe, sowie alle Anwesende fleißig beteiligten.
Der nächste Tag begann mit einer deutschsprachigen Heiligen Messe in der r.k. Kirche von Urkut. Nach der, von Pfarrer Michael Kovács zelebrierten, sowie dem Chor und Franz Heilig musikalisch mitgestaltete deutsche Messe, erfuhr man bei dem gemütlichen Plausch im Kirchhof, bevor es zum abschließenden Mittagessen ins Gemeinschaftshaus ging, einiges über das Dorf Urkut und die dortigen Bräuche der Bergmänner.
Um vielerlei Erlebnisse wurde man in Urkut reicher im Bereich Musik, Sprache und Freundschaftspflege. Diese nun schon dreizehn Jahre anhaltende Tradition möchte man auch auf Wunsch aller Mitbeteiligten fortführen und das Musikantentreffen nächstes wieder veranstalten.
Bei den Bewohnern von Urkut fand die Veranstaltung ein großes Echo im Dorf; die Anwesenden haben sich gefreut, dass sie dort waren. Den Abwesenden tut´s Leid, dass sie es verpasst haben, und können kaum erwarten, dass das Programm am Dorf-Fernsehen gesendet wird. Dem Landesrat wurde gedankt für die Geste, diese wunderbare Veranstaltung nach Urkut gebracht zu haben.
In einem waren sich die Vollblutmusiker einig: Es ist schade, dass die Jugend dieses seltene Instrument nicht mehr beherrscht, denn so kommen die Knopfharmonikas früher oder später ins Museum (im speziellen in Ungarn), und dort werden sie wohl für immer verstummen.
"Es war einfach phantastisch", sagten alle Befragten nach dem bestens gelungenen Konzert der XIII. Begegnung der überwiegend Knopf- und Mundharmonikaspieler am 9. Mai in der Urkuter Sporthalle, wo ein unvergessliches musikalisches Erlebnis geboten wurde. Musikalität, gefühlsreiche Interpretation und die große Freude am Musikmachen charakterisierten alle Produktionen der 21 Teilnehmer, die aus den Komitaten Raab/Wieselburg/Ödenburg, Schomodei, Komorn/Gran, Batsch/Kleinkumanien, Branau, Wesprim, Pesth und Budapest zum dreitägigen Treffen gekommen waren.
Das, vom Ehrenvorsitzenden des Landesrates der Ungarndeutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen Franz Heilig perfekt organisierte, tatkräftig von der Büroleiterin des Landesrates unterstützte, von der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen und mit Bewerbungsgeldern finanzierte, von der Gemeinde Urkut unterstützte Treffen war zugleich auch eine herzliche Begegnung. Eine Begegnung der Musikanten, ihrer Familien (Ehefrauen) verschiedener Generationen, die durch die Liebe zur Musik, ihrer deutschen Muttersprache und Kultur sozusagen auf gleicher Wellenlänge waren, während der drei Tage in Solo oder Gemeinschaft fleißig übten, Erfahrungen austauschten, zum eigenen Vergnügen stimmungsvolle Stücke spielten, mal heitere, mal wehmütige Weisen sangen im harmonischen, freundschaftlichen Zusammensein, das nostalgisch einstige Zeiten heraufbeschwor.

 

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